Interview mit Herrn List, Geschäftsführer der Asklepios-Klinik Lich „Corona-Pandemie und Auswirkungen auf das Geschehen in der Klinik“.

• Mit eine der ersten Maßnahmen war die Aufforderung an die Kliniken und Krankenhäuser Operationen zu verschieben und für die zu erwartende Virenwelle dafür zu sorgen, dass genügend Intensivbetten zur Verfügung stehen. Daher die Frage: Wie hat sich die Asklepios-Klinik in Lich auf diese Corona-Pandemie eingestellt?
Im Wesentlichen waren dabei mehrere Themen zu berücksichtigen, da man es mit einer Krankheit zu tun hatte die bisher keiner kannte. Vor allen Dingen waren die Mediziner gefragt, um zu erfahren wie so eine Erkrankung zu behandeln hat. Um sich den Rat aller einzuholen, wurde eine Vernetzung mit der UKMG und den Fachgesellschaften wie Intensivmediziner hergestellt.
Unabhängig davon hat man schon vor der Beschlussfassung der Regierung in der Asklepios-Klinik Voraussetzungen geschaffen, um sich auf die Krise vorzubereiten, das waren 1.) Operationen zu verschieben die möglich waren, 2.) die Reduzierung auf drei von sieben möglichen Behandlungstischen. Mit der Beschränkung der OP’s hat man zusätzliche freie Kapazitäten erhalten, welche für die anstehenden Intensivbetten gebraucht wurden.
Ein weiteres breites Feld war die Beschaffung und Sicherung der Materialien und Schutzausrüstungen, da dies überall und weltweit zu einem Problem geworden war. Unsere Planung sah daher vor, den Bestand festzustellen und mit den vorhandenen Materialien zu sehen, bis wann wir die Folgelieferung erhalten mussten, damit unser Personal geschützt war.

• Besteht dieser Lieferengpass denn heute immer noch?
Nein, die anfänglichen Schwierigkeiten sind überwunden. Wir haben nun genügend Desinfektionsmaterial und auch das Problem mit den Schutzmasken hat sich ebenfalls normalisiert, da man diese ja bereits an der Tankstelle erwerben kann. Lediglich bei den Schutzkitteln und OP-Hauben besteht der Engpass weiterhin.

• Wie viele Intensivbetten werden in der Klinik vorgehalten?
Die Zahl ist erhöht worden und wird weiter erhöht. Eine genaue Zahl lässt sich nicht nennen, da dies von verschiedenen Faktoren abhängig ist (zur Verfügung stehendes Personal und Geräte).
Wir haben jedoch etwas anderes gemacht, Man unterscheidet zwischen Intensivmedizin und Überwachung. Überwachung heißt: Ich brauche kein Beatmungsgerät aber trotzdem eine Überwachung durch Monitorgeräte. Dazu haben wir einen zusätzlichen Überwachungsbereich geschaffen, d.h. wir haben zwei Sachen gemacht. Wir haben den Intensivbereich entlastet und gleichzeitig dadurch die Intensivkapazitäten erhöht (Intensiv-Care).

• Wie hoch ist die Zahl der bis heute behandelten Corona-Patienten?
Da muss man wie folgt unterscheiden. Verdachtsfälle hatten wir 80. Bestätigt wurden davon lediglich weniger als 10 Fälle. Man kann also ruhig sagen: Das Virus ist bei uns noch nicht angekommen. Wir hoffen, dass das so bleibt.

• Wie ist der Schweregrad der behandelten Patienten?
Diese Einschätzung ist kaum möglich. Nehmen wir eine Lungenentzündung, die erst dann schwer wird, wenn der Patient daran versterben sollte. Auf die Fälle in Lich kann ich sagen, dass keiner intensiv behandelt werden musste, und kein Beatmungsgerät eingesetzt werden brauchte.

• Sind bis heute Sterbefälle in der Klinik zu verzeichnen?
Bis heute sind keine Sterbefälle in Lich zu verzeichnen.

• Welche Auswirkungen haben sich durch Corona für das Pflegepersonal ergeben?
Änderungen sind insofern eingetreten, dass eine zusätzliche und hohe Flexibilität von unserem Personal gebraucht wurde, die aber schon bei dem Normalbetrieb fast immer gegeben wurde. Die Intensivbereiche und die Überwachung musste, wie zuvor schon erwähnt, erhöht und verstärkt werden. Das wird in nächster Zukunft auch so bleiben.
Ich möchte aber hier darauf hinweisen, dass nicht nur das Pflegepersonal, sondern ebenfalls auch die Ärzte sehr flexibel mitgearbeitet haben. Denn es ist sehr wichtig, dass nicht nur Personen da sind, die die Geräte bedienen, sondern auch Personen, die mit den Aussagen und Anzeigen auf den Geräten die entsprechenden Anordnungen treffen. Dadurch, dass in anderen Abteilungen weniger zu tun war, war es uns möglich das Personal in den anderen und notwendigen Bereichen einzusetzen. Berücksichtigt werden musste außerdem der normale Zustand mit Überstunden und Urlaubabbau.

• Bleiben wir bei dem Pflegepersonal. Unser aller Dank gilt ausnahmslos den Pflegekräften für ihren selbstlosen und unermüdlichen Einsatz. Daher die Frage: Gibt es, bedingt durch die Nähe zu den Patienten, Personal, welches sich mit dem Virus infiziert hat? Und wenn ja, wie viele?
Bis zum heutigen Stand kann ich sagen, dass es keine einzige Übertragung auf das Personal gab. Das geschulte Pflegepersonal geht durch den täglichen Umgang mit Infektionskrankheiten und den dazugehörigen Schutzmaßnahmen natürlich professionell um.

• Die nun zuletzt angekündigten Lockerungen -nicht mehr Vorhalten aller Intensivbetten- und Wiederaufnahme von verschobenen und trotzdem notwendigen Operationen führen zu meiner nächsten Frage: Haben diese Lockerungen bei Ihnen schon umgesetzt werden können?
Ein Verbot zu erteilen geht sofort, ein Hochfahren von abgesagten OP’s und Behandlungen geht natürlich nicht so schnell wie vergleichsweise: Licht an / Licht aus. Dieser Neubeginn ist ein langsames Wiederaufnehmen des Regelbetriebes. Beginnt mit den Sprechstunden über Terminvereinbarungen und Belegung von Betten. Außer Acht sollte man aber auch nicht die Sorgen der Patienten lassen. Welches Risiko gehe ich ein wenn ich jetzt ins Krankenhaus gehe (Ansteckung). Von daher wird die Lockerung nur langsam von Statten gehen.

• Nun eine Frage zu einer der wichtigsten und weit über die Stadtgrenzen hinweg bekannten und in die Zukunft weisende Abteilung: Gab es oder gibt es besondere Änderungen im Bereich der Geburtenstation?
Besondere Änderungen waren nicht notwendig, da weder Eltern noch Baby’s Rücksicht auf Corona genommen haben. Lediglich der Besuch musste eingeschränkt werden, was übrigens für den gesamten Klinikbereich Anwendung gefunden hat. Die Väter durften und dürfen weiterhin bei der Entbindung dabei sein.

• Der bevorstehenden Öffnung des neuen Kindergartens mit seinen bisher nicht dagewesenen Öffnungszeiten von 600 bis 1800 Uhr sehen nicht nur Sie, sondern auch wir als Stadt Lich mit Freude entgegen. An dem geplanten Eröffnungstermin 1. Juni 2020 wird doch festgehalten? Daher die folgende Frage: Gibt es schon Anmeldungen aus Ihrem Bereich des Klinikpersonals für den Kindergarten?
Von Seiten der Asklepios-Klinik wird alles getan, damit an dem Datum alles fertig ist, wobei auch von Seiten der Stadt die Aufgaben erfüllt werden müssen. Ja, es gibt bereits Anmeldungen von unserem Personal. Die genaue Zahl kann ich nicht nennen, aber es dürften mehr wie zehn Anmeldungen vorliegen.

 Zum Schluss noch eine Frage an ein wirtschaftlich geführtes Unternehmen wie Ihr Haus: Mit welchen Folgen ist für die wirtschaftliche Situation der Asklepios-Klinik zu rechnen? Wo kann und soll die Politik unterstützend helfen und eingreifen?
Die Kosten sind momentan noch nicht abzuschätzen, da das Ende der Pandemie noch nicht absehbar ist. Viele der momentanen Maßnahmen sind Vorkehrmaßnahmen, wie z.B. die Intensivbetten. Dazu gibt es ja aus dem Gesundheitsministerium bereits Zusagen, dass diese Maßnahmen subventioniert werden. Für solch einen Platz entstehen Kosten in Höhe von ca. 100.000,- €, welche jedoch mit bis zu 50% bezuschusst werden. Ebenso sind von der Regierung zusätzliche Materialkosten/Patient von 50 € zugesagt worden. Die tatsächlichen Ausgaben für den Gesichtsschutz liegen zum Beispiel momentan um das 10-fache höher, bedingt durch die entsprechende Nachfrage. Festzuhalten gilt aber, dass durch die Corona-Pandemie wir bisher Mehrkosten von ca. 400.000,-€ (Geräte, Betten, Zeltaufbau, Materialkosten,

Vielen Dank für das Interview.
Das Interview führte Elmar Sandhofen
Lich, 04.Mai 2020

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